Immer wieder stehe ich vor komplexen Entscheidungen und bin mir nicht sicher, was wohl die Beste sein wird. Ich schreibe mir die Vor- und Nachteile auf, wäge die Risiken ab und mache allenfalls eine Nutz-Wert-Analyse. Und schliesslich entscheide ich mich meist doch auf Basis meines Bauchgefühls. So fragte ich mich, wie ich künftig wertorientierte Entscheidungen treffen könne. Und dabei ist mir eine simple Idee in den Sinn gekommen. Warum schreibe ich mir nicht einfach die Argumente dafür und dagegen auf und schätze sie bzgl. ihres Wertes und Un-Wertes?
Die Idee liess mich nicht mehr los und ich probierte sie gleich an einer aktuell zu treffenden Entscheidung aus. Ich war mich nicht sicher ob ich in eine andere Wohung umziehen sollte. Es gab gute Gründe dafür, aber auch ebenso gute Gründe in der jetzigen Wohnung zu bleiben.
So setzte ich mich hin und schrieb alle Argumente auf, welche dafür sprachen mir eine neue Wohnung zu suchen und alle Argumente, welche dafür sprachen hier zu bleiben und demzufolge dafür sprachen nicht umzuziehen. Diese Liste hatte ich schnell erstellt. Ich liess sie noch etwas ruhen, falls mir noch weitere Argumente einfallen sollten. Doch nach 2 Tagen war sie aus meiner Sicht vollständig.
Normalerweise schaut man dann auf diese Liste und versucht die Für und Wider abzuwägen. Dabei kann die Anzahl der Argumente bereits eine erste Einschätzung geben. Es sprechen ja weitaus mehr Argumente dagegen. Aber auch die Angst vor einer Veränderung kann einem unbewusst beeinflussen. Die Methode der wertorientierten Entscheidungsfindung strebe ich nun eine rationale Entscheidung an, welche mir den grösstmöglichen Wert schafft. Also bewertete ich jedes Argument anhand seines persönlichen Wertes. Dafür verwendete ich die Fibunacci-Zahlen. Die wichtigste Aufgabe war die Kalibrierung. Ich fing damit an, das Argument mit dem tiefsten Wert mit 1 zu werten. Sämtliche anderen Argumente schätzte ich relativ zu diesem Argument ein. Zuletzt musste ich nur noch die Werte zusammenzählen für beide Varianten einen Gesamtwert. Somit hatte Klarheit, welche Entscheidung mir persönlich den meisten Wert generiert.
In diesem Beispiel habe ich für beide Varianten jeweils seine Werte eingeschätzt. Beispielsweise welchen Wert hinsichtlich Parkmöglichkeit habe ich in beiden Fällen. An einem neuen Wohnort kann ich mein Auto in der Tiefgarage parken (Wert 5) und muss nicht mehr im Quartier einen Platz suchen und das Auto steht bei jeder Witterung draussen (Wert 1). Bei den Argumenten welche bei einer Entscheidung dagegen sprechen, kann jedoch auch dessen Un-Wert (Wertverlust, Schaden, etc.) eingeschätzt werden. Beispielsweise verliere ich bei einem Umzug den engen Kontakt zu meinen Nachbarn. Je nach Verhältnis zu den Nachbarn variert dieser Wertverlust. So werden alle Gegenargumente auf deren Un-Wert eingeschätzt. Zuletzt subtrahiert man die Summe der Un-Werte von der Summe der Werte der Für-Argumente. Ist die Zahl noch positiv so wird die Entscheidung zu mehr Wert führen. Ist sie negativ erhalte ich wohl einen Wertverlust.
Mein Tipp zum Anwenden der Methode ist, bei der Bewertung nicht zu lange zu überlegen. Sondern sich auf das Bauchgefühl zu verlassen. Und wenn einem das Resultat zuletzt überrascht, nicht nochmals drüber gehen und seine Einschätzungen zu hinterfragen.
Und übrigens kann diese Methode auch in der Gruppe angewendet werden. Man schätzt die Werte und Un-Werte gemeinsam ein, beispielsweise nach dem Verfahren des Planning-Pokers.